Das strategische Spiel von ? und ?
Ein Rahmenwerk für das Verständnis und die Anwendung von Strategie.
„Das strategische Spiel von ? und ?“ ist ein weiteres zentrales Konzept in John Boyds strategischem Denken. Es baut auf den Ideen von „Zerstörung und Erschaffung“ und der „konzeptuellen Spirale“ auf und formuliert ein allgemeines strategisches Prinzip, das auf allen Ebenen von Konflikt und Wettbewerb anwendbar ist.
Der enigmatische Titel selbst – „Das strategische Spiel von ? und ?“ – deutet auf Boyds Versuch hin, das verborgene Wesen der Strategie aufzudecken, die zugrunde liegenden Dynamiken zu identifizieren, die über Erfolg oder Misserfolg in einer Auseinandersetzung entscheiden.
Interaktion und Isolation
Das Kernargument von Boyds Analyse ist, dass das strategische Spiel letztlich aus Interaktion und Isolation besteht. Das Ziel ist es, die Fähigkeit der Gegenseite zur Interaktion mit seiner Umwelt zu verringern, während man gleichzeitig die eigene Interaktionsfähigkeit verbessert. Konkret bedeutet das, die Verbindungen und Beziehungen der Gegenseite zu untergraben und zu zerstören, während man die eigenen stärkt und ausbaut.
Um Interaktion und Isolation zu verstehen und zu beeinflussen, unterteilt Boyd Konflikte in drei Dimensionen: die moralische, die mentale und die physische Dimension. Diese Dimensionen sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Eine effektive Strategie zielt darauf ab, auf mehrere Dimensionen gleichzeitig einzuwirken, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
- Die physische Dimension repräsentiert die materielle Welt – Ressourcen, Technologien, Infrastrukturen.
- Die mentale Dimension umfasst die intellektuellen und emotionalen Aktivitäten – Wahrnehmung, Entscheidungsfindung, Kommunikation.
- Die moralische Dimension bezieht sich auf die kulturellen Codes, Werte und Verhaltensstandards – Zusammenhalt, Motivation, Legitimität.
Anpassung, Neuheit und Analyse
Das strategische Spiel erfordert ständige Anpassung und die Fähigkeit, Neuheit zu generieren. Das beinhaltet das Aufbrechen bestehender Strukturen und Muster, um neue und unerwartete Lösungen zu finden. Der Schlüssel ist, sich schneller anpassen zu können als die Gegenseite, sie zu überlisten und zu destabilisieren.
Wie bei der konzeptuellen Spirale sind Analyse und Synthese auch hier von entscheidender Bedeutung. Wir müssen in der Lage sein, bestehende Konzepte zu zerlegen, neu zusammenzusetzen und daraus innovative Ideen zu entwickeln. Boyds „Schneemobil“-Metapher veranschaulicht das: Aus Elementen verschiedener Domänen (Ski, Motor, Lenker, Raupenkette) wird eine neuartige Lösung (Schneemobil) geschaffen.
Grenzen des Systems und Anwendung auf Konfliktsituationen
Boyd bezieht sich auf die Ideen von Gödel, Heisenberg und den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, um zu zeigen, dass der Versuch, ein System innerhalb seiner selbst vollständig zu analysieren, unweigerlich zu Unsicherheit und Unordnung führt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, außerhalb bestehender Systeme zu denken und neue, umfassendere Perspektiven zu entwickeln.
Das strategische Spiel ist nicht nur eine theoretische Idee, sondern hat direkte praktische Auswirkungen auf Konfliktsituationen. Es geht darum, die Wahrnehmung der Gegenseite zu formen und zu beeinflussen, ihn zu verwirren und seine Fähigkeit zur effektiven Reaktion zu untergraben. Das kann durch unerwartete Aktionen, Desinformation oder das Ausnutzen von Schwachstellen geschehen.
Ein konkretes Beispiel für die Anwendung des Prinzips von Interaktion und Isolation ist das Konzept von Cheng und Ch'i, oder dem Erwarteten und Unerwarteten. Cheng sind die erwarteten, offensichtlichen Aktionen, die die Aufmerksamkeit der Gegenseite auf sich ziehen, während Ch'i die unerwarteten, überraschenden Aktionen sind, die die Gegenseite destabilisieren. Eine erfolgreiche Strategie kombiniert beide Elemente, um die Gegenseite in die Irre zu führen und zu überwältigen.
Moral und das Ziel der Strategie
Ein weiterer wichtiger Aspekt des strategischen Spiels ist die Betonung der moralischen Dimension. Es geht nicht nur um den physischen Kampf, sondern auch darum, die moralische Widerstandskraft der Gegenseite zu untergraben und die eigene Moral zu stärken.
Das ultimative Ziel der Strategie, so Boyd, ist es, die eigene Fähigkeit zur Anpassung und zum Überleben zu verbessern. Das bedeutet, die eigene Handlungsfähigkeit und Resilienz zu stärken und die der Gegenseite zu schwächen, um die eigenen Ziele zu erreichen.
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