OODA-Loop

Die Strategie von John Boyd

Glossar

Die wichtigsten Begriffe zum OODA-Loop.


A–E

Analyse und Synthese
Sind die beiden grundlegenden Arten, wie unser Gehirn operiert. Analyse ist der Prozess, ein Ganzes in seine Einzelteile zu zerlegen, während Synthese die Zusammenführung von Teilen zu einem Ganzen ist. Diese Prozesse sind notwendig, um zu verstehen und neue Konzepte zu entwickeln.
Auftragstaktik
Eine Form der Militärtaktik, bei der der Schwerpunkt auf dem Ergebnis einer Mission liegt und nicht auf den spezifischen Mitteln, um diese zu erreichen. Die Auftragstaktik ist seit dem 19ten Jahrhundert ein zentraler Bestandteil der Militärtaktik. Der Begriff Auftragstaktik wurde von der Gegenseite der Entwicklung der Auftragstaktik geprägt. Die Gegenseite der Umsetzung der Auftragstaktik wird Normaltaktiker:innen genannt.
Behendigkeit
Im Sinne von Boyd ist die Fähigkeit, aus althergebrachten Mustern auszubrechen, selbst wenn sie erfolgreich waren.
C2
command and control, Führung und Kontrolle.
Cheng und Ch'i
Cheng und Ch'i sind Konzepte aus der chinesischen Militärphilosophie, die Boyd in seine Theorie integriert hat. Cheng bezieht sich auf das Offensichtliche, Direkte, während Ch'i das Subtile, Indirekte bezeichnet. Eine effektive Strategie kombiniert beide Elemente, um die Gegenseite zu täuschen und zu überwältigen.
EBFAS
Die Elemente des Organisationsklimas: Einheit, Behendigkeit, Fingerspitzengefühl, Auftragstaktik und Schwerpunkt.
Einheit
Kann „eine militärische Abteilung oder Einheit“ bedeuten. Eine gemeinsame Sichtweise, die „eine Gruppe von Offizieren“ besitzt, stellt ein verbindendes Thema dar, das kann genutzt werden kann, um gleichzeitig die Initiative der Untergebenen zu fördern und die Absichten der Vorgesetzten umzusetzen.
Entscheidungsüberlegenheit („Decision Superiority“)
Entscheidungsüberlegenheit bedeutet, schneller und effektiver Entscheidungen treffen zu können als die Gegenseite. Dies ist ein zentrales Ziel in Boyds Theorie, das durch die Beherrschung des OODA-Loops erreicht werden soll.
E-M-Theorie
Energie-Manövrierbarkeits-Theorie.

F–K

Fingerspitzengefühl
Intuitives Gespür oder Instinkt, das als Lehnwort in die englische Sprache übernommen wurde. Es beschreibt ein großes Situationsbewusstsein und die Fähigkeit, angemessen und taktvoll zu reagieren. Es kann auch auf Diplomat:innen, Überbringer:innen von schlechten Nachrichten, Sportler:innen oder zur Beschreibung einer überlegenen Fähigkeit, auf eine eskalierte Situation zu reagieren, angewendet werden.
Führung („Leadership“)
Führung wird als die Kunst definiert, Menschen zu inspirieren, zusammenzuarbeiten und mit Begeisterung auf die Erreichung ungewöhnlicher Ziele hinzuarbeiten. Es geht darum, Menschen zu motivieren und sie zu befähigen, eigenständig zu handeln.
Gödelsches Unvollständigkeitstheorem
Das Gödelsche Unvollständigkeitstheorem, ein fundamentales Ergebnis der mathematischen Logik, das von Kurt Gödel in den 1930er Jahren bewiesen wurde, besagt, dass in jedem konsistenten formalen System, das mächtig genug ist, die Arithmetik der natürlichen Zahlen zu beschreiben, Aussagen formuliert werden können, die innerhalb des Systems weder bewiesen noch widerlegt werden können. Boyd nutzte dieses Theorem als Analogie, um die Grenzen unseres Wissens und unserer Fähigkeit zur vollständigen Analyse komplexer Systeme aufzuzeigen. Für ihn unterstreicht es die Notwendigkeit, mit Unsicherheit und Unbestimmtheit umzugehen, flexibel und adaptiv zu sein und zu akzeptieren, dass unser Wissen immer unvollständig sein wird. In diesem Sinne ist das Gödelsche Theorem ein wichtiger Baustein in Boyds Philosophie des kontinuierlichen Lernens, Anpassens und Innovierens, wie sie im OODA-Loop und in der Konzeptionellen Spirale zum Ausdruck kommt.
Implizite Führung und Kontrolle („Implicit Guidance and Control“)
Bezieht sich auf eine Form der Führung, bei der Handlungen aus der Orientierung heraus direkt und ohne explizite Anweisungen erfolgen. Dies ist das Gegenteil von expliziter Kommunikation und fördert Initiative und schnelles Handeln.
Implizite Kommunikation („Implicit Communication“)
Diese Art der Kommunikation ist nicht explizit oder detailliert, sondern geschieht durch gemeinsame Orientierung und Verständnis. Sie ist entscheidend für schnelles Handeln und Anpassungsfähigkeit, da sie formale Anweisungen überflüssig macht.
Konzeptionelle Spirale („Conceptual Spiral“)
Die Konzeptionelle Spirale ist ein Modell, das Boyd entwickelte, um den Prozess der Innovation und Anpassung zu beschreiben. Es betont die Wichtigkeit von Einsicht, Vorstellungskraft und Initiative, um in einer unsicheren und sich ständig verändernden Welt zu bestehen. Sie ist auch ein Paradigma für Überleben und Wachstum. Sie beinhaltet das Erforschen, Entdecken, Innovieren, das Denken als Team, das Erreichen, Lernen, Verlernen und Umlernen.

M–R

Manöverkrieg („Maneuver Warfare“)
Der Manöverkrieg ist ein militärisches Konzept, das Geschwindigkeit, Flexibilität und Überraschung betont, um die Gegenseite zu überwältigen. Es steht im Gegensatz zum Zermürbungskrieg, der auf Feuerkraft und materielle Überlegenheit setzt. Boyd war ein wichtiger Verfechter des Manöverkriegs.
Mentale Modelle („Mental Models“)
Mentale Modelle sind vereinfachte Darstellungen der Realität, die wir nutzen, um Situationen zu verstehen und Entscheidungen zu treffen. Boyd betonte die Notwendigkeit, unsere mentalen Modelle ständig zu überprüfen und anzupassen, um mit der sich verändernden Welt Schritt zu halten.
Nebenpunkt
Bezeichnet sekundäre Punkte, die den Schwerpunkt oder das Hauptaugenmerk unterstützen. Sie sind notwendig, um die Hauptanstrengung erfolgreich durchzuführen.
Organisches Design („Organic Design“)
Das Organische Design ist Boyds Konzept für die Gestaltung von Organisationen, die in der Lage sind, sich schnell an Veränderungen anzupassen. Es betont Dezentralisierung, Flexibilität und die Förderung von Initiative auf allen Ebenen.
Reibung („Friction“)
Beschreibt die Reibung, die bei der Umsetzung von Plänen und Strategien auftritt. Es ist eine der Faktoren, die reale Kriege von absoluten Kriegen unterscheiden. Sie wird durch die Komplexität und die Unvorhersehbarkeit von Situationen verursacht.

S–Z

Schnelligkeit („Speed“)
Schnelligkeit ist ein Schlüsselelement in Boyds Theorie. Es geht dabei nicht nur um physische Geschwindigkeit, sondern vor allem um die Geschwindigkeit der Beobachtung, Orientierung, Entscheidung und Handlung – also die Geschwindigkeit im OODA-Loop.
Schwerpunkt
Fokus der Hauptanstrengungen, Fokus und Richtung. Heuristisches Hilfsmittel (konzeptionelles Werkzeug oder Denkformel), um Entscheidungen von der Taktik bis zur Strategie über die Priorität zu treffen. Keine dieser Formen ist ausreichend, um die universelle Bedeutung des Begriffs und des Konzepts des Schwerpunktprinzips zu beschreiben. Jede Einheit in der Armee, von der Kompanie bis zum Oberkommando, entschied über einen Schwerpunkt durch Schwerpunktbildung, ebenso wie die Unterstützungsdienste, was bedeutete, dass die Kommandeure immer wussten, was am wichtigsten war und warum.
Strategie
Wird hier als der Suchprozess definiert, während ein Plan das Ergebnis dieses Suchprozesses ist. Strategie ist die höhere Ordnung, die Pläne erzeugt und verwaltet.
Unbestimmtheit/Unsicherheit („Indeterminism“/„Uncertainty“)
Diese Begriffe beschreiben die naturgegebene Unvorhersehbarkeit und Unbestimmtheit der Welt, die es notwendig macht, flexibel und anpassungsfähig zu sein.
Zerstörung und Erschaffung („Destruction and Creation“)
Bezieht sich auf einen zyklischen Prozess, bei dem bestehende Strukturen und Konzepte abgebaut werden, um neue zu schaffen. Dieser Prozess ist eng mit dem OODA-Loop und der Notwendigkeit verbunden, sich an eine sich verändernde Umwelt anzupassen.
Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik
Boyd nutzte den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass die Entropie in einem geschlossenen System immer zunimmt, als Analogie für die Notwendigkeit von Anpassung und Innovation in Organisationen. Ohne ständige Erneuerung und Energiezufuhr von außen verfallen Systeme in Unordnung und Chaos.

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